Das Reproduktions- und Atemwegssyndrom der Schweine (PRRS) ist eine der größten Herausforderungen, denen die koreanische Schweineindustrie derzeit gegenübersteht. Das PRRS-Virus (PRRSV) wird in die Genotypen 1 (europäisch) und 2 (nordamerikanisch) unterteilt. PRRSV Typ 1 und Typ 2 unterscheiden sich in erheblichem Maß hinsichtlich ihrer klinischen, genetischen und antigenischen Eigenschaften. Im Moment zirkulieren beide Genotypen gleichzeitig in Korea. Seit der PRRSV-Typ-1-Seuche im Jahr 2005 umfassen die klinischen Merkmale einer Infektion mit PRRSV Typ 1 reproduktive Störungen bei Sauen und Atemwegserkrankungen bei wachsenden Schweinen jedes Alters, was zu enormen wirtschaftlichen Verlusten führt. Stämme vom Typ 1 können ebenso wie Stämme vom Typ 2 bei trächtigen Jungsauen zu Aborten und zur Geburt totgeborener Ferkel führen.
In Korea ziehen die meist selbständigen Betriebe die Schweine im Rein-Raus-Prinzip am gleichen Standort auf, obgleich integrierte Großbetriebe mit getrennter Haltung arbeiten, bei der die Zucht, Sauenhaltung und Ferkelaufzucht räumlich von der Mast/ Endmast getrennt wird. Aufgrund der hohen Prävalenz PRRSV-seropositiver Betriebe (von 70%) ziehen die Schweinezüchter normalerweise die Impfung der Jungsauen und Sauen vor um PRRS in Aufzuchtherden zu stabilisieren. Ziel der Stabilisierung der Aufzuchtherde durch Impfung ist es, aus einem zuvor infizierten Sauenbestand absetzbare nicht-infizierte Jungtiere ohne Befund hervorzubringen. Deshalb wird eine Massenimpfung üblicherweise eingesetzt, um die Aufzuchtherden zu stabilisieren.
Ein 110-Sauen-Betrieb mit Aufzucht und Mast/ Endmast war vom akuten Ausbruch der reproduktiven Form einer PRRSV-Typ-1-Infektion betroffen. Der Verlauf der reproduktiven Störungen, die durch PRRSV hervorgerufen wurden, ist in Abbildung 1 zusammengefasst. Der Eigentümer hatte Sauen im Rahmen eines Massenimpfungsprogramms für gesamte Betriebe 3 Jahre lang alle drei Monate mit einem PRRSV-Typ-2-Impfstoff geimpft, so wie dies vom Hersteller empfohlen worden war. Die jüngste Massenimpfung aller Sauen des gesamten Betriebs mit dem PRRSV-Typ-2-Impfstoff wurde am 5. Januar 2014 durchgeführt. Kennzeichen des Ausbruchs waren totgeborene Ferkel bei 14 von 20 (70%) Würfen von Jungsauen und bei 6 von 23 (26,1%) Würfen von Sauen innerhalb eines Zeitraums von 8 Wochen (Mitte Dezember 2013 bis Mitte Februar 2014). Trächtige Jungsauen und Sauen warfen 6 bis 10 totgeborene Ferkel pro Wurf. Von 507 Ferkeln gab es insgesamt 160 totgeborene (31,6%). Drei Würfe wurden 3-4 Tage zu früh ohne totgeborene Ferkel geboren. Infizierte Sauen waren anorektisch und hatten Fieber mit Temperaturen von 40,0 bis 41,4oC. Alle Sauen und Jungsauen, die totgeborene Ferkel zur Welt brachten, wiesen Agalaktie auf. Vier von 23 Sauen, die normale Ferkel zur Welt brachten, zeigten ebenfalls Agalaktie. Bei allen Sauen und Jungsauen, die totgeborene Ferkel zur Welt gebracht hatten, trat keine Rausche mehr auf. Sieben Jungsauen und 2 Sauen wurden gekeult, da sie keine Rausche mehr hatten. Bei 30% der Sauen und Jungsauen, die normale Ferkel zur Welt brachten, trat die Rausche nach dem Absetzen verspätet auf. Eine Sau starb nach dem Ferkeln. Während des Ausbruchs der Krankheit wurden bei zahlreichen Würfen 45 lebensschwache Ferkel von insgesamt 507 lebendgeborenen Ferkeln gezählt. Die Sterblichkeitsrate der Ferkel betrug ca. 20%.
Jeweils zwölf totgeborene Ferkel von 8 Jungsauen und 4 Sauen wurden dem Institut für Veterinärpathologie der Seoul National University übergeben. Bei 11 von 12 totgeborenen Ferkeln wurde durch PCR der Typ 1 des Virus nachgewiesen. PRRSV Typ 1 wurde im Thymus und den Lymphknoten der totgeborenen Ferkel isoliert.
Im März 2014 wurde der gesamte Bestand zweimal im Abstand von drei Wochen mit dem PRRSV-Typ-1-Impfstoff geimpft. Nach der Impfung hat sich die Zahl der totgeborenen Ferkel deutlich verringert. Zwei Sauen brachten insgesamt 14 totgeborene Ferkel und 9 normale Ferkel zur Welt. Bei vier von 85 Sauen trat die Rausche danach verspätet auf. Daraufhin wurden bei den Zuchtsauen aber keine reproduktiven Störungen mehr festgestellt. Leichte Atemwegserkrankungen traten bei 80 bis 120 Tage alten Schweinen auf.
Die klinische Manifestation einer PRRSV-Infektion vom Typ 1 wird hauptsächlich mit reproduktiven Störungen in Verbindung gebracht, was sich in Korea durch ein gehäuftes Auftreten von Aborten bei Sauen ausdrückte. Folglich ist die Bekämpfung von PRRSV Typ 1 bei Sauen von entscheidender Bedeutung um wirtschaftliche Verluste durch reproduktive Störungen zu vermeiden. In dem infizierten Betrieb wurden PRRSV-Typ-2-Impfstoffe eingesetzt. Klinische Symptome reproduktiver Störungen im Betrieb deuten auf einen unvollständigen Kreuzschutz des PRRSV-Typ-2-Impfstoffs gegen PRRSV Typ 1 hin. In Korea ist es üblich, Sauen im Rahmen eines Massenimpfungsprogramms des gesamten Bestands alle drei Monate mit einem Impfstoff PRRSV Typ 2 zu impfen. Es wird demzufolge empfohlen, Mutterschweine alle drei Monate mit zusätzlichem PRRSV-Typ-1-Impfstoff zu impfen, um die Infektion mit PRRSV Typ 1 zu bekämpfen.